Der Beginn – oder: 30 Jahre und kein bisschen leise

Wenn ich mich kurz vorstellen darf? Mein Name ist Teodora und mit mir fing 1987 alles an. Warum ich damals zum ersten Stuhl der SAMMLUNG WERNER LÖFFLER erwählt wurde, erschließt sich vielleicht nicht sofort. Ingeborg, Werners Mutter, fand mich seinerzeit auch nicht gerade schicklich, wie ich vor ihr auf meinem Drehpodest rotierte. Ich gebe zu, mein gewagtes Äußeres polarisiert. Eine Rückenlehne aus Plexiglas?! Der Sitz aus Laminat?! Ergonomie geht anders! Ich erwecke also nicht per se den Anschein eines besonderen Sitzvergnügens. Vielleicht sollte ich auch gar nicht „besessen“ werden?

„Form follows function“ scheint bei mir eher nicht zu gelten. Mein geistiger Vater, Ettore Sottsass (1917-2007), schuf mich 1986/87 vielmehr als Inbegriff des sogenannten New-Design. Die Memphis-Bewegung, deren Mitbegründer Sottsass war, brach Anfang der 80er Jahre mit dem traditionellen Möbelverständnis, der „Guten Form“ 1. Ziel war es, das Design nicht mehr an der Funktionalität der Gebrauchsgüter auszurichten, sondern emotionalisierende Möbel mit hohem Wiedererkennungswert zu schaffen.
Im Zuge dessen wurde die Oberfläche mit atypischem Dekor überzogen und somit optisch aufgewertet. Exemplarisch hierfür ist unter anderem das bei mir eingesetzte Muster „Craquelé“ von Nathalie du Pasquier. Ein freies Zusammenspiel elementarer Formen, Farben und Materialien soll die Grenze zwischen Möbelstück und Plastik verschwimmen lassen. Und, Hand auf´s Herz: Ist mir nicht auch skulpturaler Charakter zu eigen?

30 lange Jahre sind seit meinem Umzug von einem fränkischen Möbelhaus in die hiesige Sammlung vergangen. Viel hat sich getan: Ein weiterer Ortswechsel und natürlich peu à peu neue Nachbarn: einige etwas jünger, andere deutlich betagter. Man darf mittlerweile also getrost von einem Mehr-Generationen-Haus sprechen.
Da ich auch heute noch einen Ehrenplatz auf einem Podest am Sammlungseingang innehabe und somit jeden Neuankömmling registriere, gibt mir das die Gelegenheit, Ihnen nach und nach meine Mitbewohner vorzustellen.

Weitere Geschichten über meine Mitbewohner finden sie hier.

Herzlichst, Teodora

 

Falls Sie nun mehr über mich und die Memphis-Bewegung erfahren möchten, habe ich hier ein paar Anregungen für Sie:

Weblinks:

 

Literatur:

  • Albus, Volker, Fischer, Volker: 13 nach Memphis Design zwischen Askese und Sinnlichkeit. Prestel Verlag,München. 1995.
  • Radice, Barbara: Memphis. Gesicht und Geschichte eines neuen Stils. Prestel Verlag, München. 1999.
  • Thomé, Phillipe: Ettore Sottsass. Phaidon, London/New York. 2014.

1Der Begriff „Die Gute Form“ wurde durch das 1957 erschienene Buch von Max Bill geprägt und steht für zeitloses, funktionales Design.



Simone Krach-Kestin M.A.

Kuratorin der SAMMLUNG WERNER LÖFFLER

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