Die Kunst der Fuge im Möbel

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Seine Aufgabe stellte sich der Gestalter und Publizist Werner Blaser stets selber. Seine Möbel entstanden im Rahmen einer Raumgestaltung. Sie ermöglichten ihm das Experimentieren mit raffinierten Holzverbindungen. Seine Vision einer gestalterischen Harmonie verfolgte er ein Leben lang mit Leidenschaft.

Die Möbel von Werner Blaser in der Edition LÖFFLER weisen mit dem Begriff „Prinzip einer Architektur“ auf den gestalterischen Prozess. Es sind Möbel, die Blaser in den 1960er Jahren für eine Wohnungseinrichtung in der Altstadt von Basel entwickelt und für die Re-Edition überarbeitet hat. Vier Tische, ein Sessel ein Hocker und Stuhl werden als Möbelgruppe WB nun vertrieben. Sie sind alle aus quadratischen Profilen von 33 x 33 mm in massiver Eiche gebaut. Prägnant sind die Eckverbindungen in Holz, mit denen der Architekt experimentiert hat. Diese „Kunst der Fuge“ mit zahlreichen Variationen ist eine Erfindung von Werner Blaser, in der seine Verehrung für die japanische Handwerks-Tradition zum Tragen kommt. Die Basis bildet eine orthogonale Ordnung, wie sie in den 1960er Jahren typisch war. Seine Eckeverbindungen sind raffinierte Varianten des stets gleichen Prinzips. In die quadratischen Profile werden in der Mitte im Verhältnis 1:3 Schlitze gesägt, in welchen die vorstehenden Kämme eingefügt werden. Dabei treffen die Profile verschoben aufeinander. So wird bei diesen Knoten die Verbindung zum Ereignis. Die Möbelgruppe WB wird im Betrieb mit handwerklicher Sorgfalt auf Bestellung hergestellt.
Das schwarze Kernleder am Sitz und Rücken wird von Hand in alter Sattlertechnik zubereitet.

Werner Blaser, 1924 in Basel geboren, entwickelte sich als Autodidakt zum Generalisten. Er absolvierte eine Schreinerlehre und erwarb seine gestalterische Grundausbildung bei Paul Artaria an der Fachklasse für Innenausbau. Doch schon bald zog ihn die Neugierde in das nach dem Krieg wieder offene Europa hinaus. Im Skandinavien der 1950er Jahre formte er sich seine Leitbilder und wurde nicht müde, die großen Architekten jener Zeit persönlich aufzusuchen. Er wurde Mitarbeiter von Alvar Aalto in Helsinki und Schüler von Mies van der Rohe in Chicago. In letzterem fand er sein großes Vorbild, mit dem er eine lebenslange Verbindung pflegte.

Sein Weltbild, das er sich auf zahlreichen Reisen erarbeitete, ist geprägt durch seine Vision von Harmonie. Diese fand er im Schaffen von Mies van der Rohe und in der japanischen Tradition. Darauf basiert sein Blick auf die Verwandtschaft von zeitloser Architektur in Ostasien und den Klassikern der Moderne. Und er fand Parallelen zur traditionellen Holzarchitektur in Europa. Er entwickelte eine Betrachtungsweise losgelöst von Ort und Zeit, bringt immer wieder scheinbar Unvergleichbares zusammen und schafft dadurch unerwartet Neues.
Dieses vergleichende Sehen prägt sein Lebenswerk: Als Fotograf hielt er auf seinen Reisen mit der Rolleiflex seine Entdeckungen in prägnanten Schwarz-Weiß-Bildern fest, mit denen er einer Generation von Gestaltern die Augen für die Schönheit der Architektur und der handwerklichen Kultur öffnete. Als Publizist gab er mehr als 100 Bücher heraus, die Kulturen in Ost und West dokumentieren und verbinden. Als Ausstellungsmacher veranschaulichte er diesen Themenbereich mit kunstvollen Design des täglichen Gebrauchs aus der eigenen Sammlung. Als Architekt und Möbelgestalter setzt er seine Vision an Häuser und Objekten in der Region in Basel um.

Vom Interesse des Fabrikanten an seinen Möbeln führt der Weg zum Austausch über das umfassende Weltbild des Architekten. So erfährt dieser nicht nur eine späte Anerkennung für sein Möbelschaffen, sondern die Chance, seine Philosophie einem neuen Publikum zugänglich zu machen.

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